Die Galerie

Der modernen und damit abstrakten Malerei sind seit einhundert Jahren klugkritische Gedankengewidmet worden: Ihre Techniken sind verfallen, und Ihre Sujets sind notorisch die »Abgründe des Menschen und der Welt«, vor denen die Künstler des 20. Jahrhunderts allerdings nicht mehr – wie ihre Renaissance-Kollegen – mit Schaudern stehen, sondern mit der Begierde, sich »wollüstig, morbide und geschäftstüchtig einfach hineinzustürzen« (Konrad Paul Liessmann). Es gibt in der bildenden Kunst des Westens seit 120 Jahren, um mit Sedlmayr den Klassiker der Kritik zu zitieren, »das zynische Spiel, den bewußten Bluff, den gewinnsüchtigen Schwindel, den Betrug der Selbstbetrogenen, die schamlose Selbstdarstellung des Gemeinen.«. Mittlerweile fragt sich, ob es in der Malerei überhaupt noch etwas anderes gibt.

In Deutschland stellt sich die Lage in einer besonderen Zuspitzung dar, denn die Malerei in der DDR war als »Staatskunst« nicht nur eine »geleitete«, sondern genoß als solche auch einen Schonraum vor den im Westen wirksamen Tendenzen zur Selbstauflösung und Abschaffung. Die DDR Malerei konnte Kontakt zu Traditionen halten, während im Westen Traditionsbruch und Trendfolgsamkeit zur eisernen Pflicht wurden. Als sich dies nach der Wende in der Existenz einer Leipziger und Dresdener Malerschule zeigte, deren zeitgenössische Vertreter mit ihren Arbeiten weltweit ein frappiert-beglücktes Staunen weckten, war das ein Eklat für die westdeutsche Kunstszene. Sie übt immer noch Rache zum Beispiel dadurch, daß westdeutsche Modernitätseuphoriker als Museumsleiter in Dresdens Staatlichen Kunstsammlungen und im Albertinum die DDR-Malerei vollständig ins Depot entsorgten.

Wir halten dagegen und bauen mit unserer Galerie der gegenständlichen Malerei eine Dokumentation des Widerstands gegen den »bewußten Bluff und den gewinnsüchtigen Schwindel« auf und stellen in gutgelauntem Banausentum fest: Die moderne Malerei wird im Rückblick erscheinen als ein früher Versuch der Inklusion der völlig Talentfreien in die kleine Schar der Talentierten. Letzteren gilt unsere Sorge und Aufmerksamkeit.